Liebe Neuenhagener,
Sie werden es sicherlich in dieser Ausgabe lesen, der Bürgermeisterwahlkampf wurde inzwischen eingeläutet. Nun, ich werde mich hüten, Ihnen hier zu sagen, wen Sie am 15. Februar 2025 wählen sollen. Stattdessen werde ich mich heute und in den nächsten Monaten in dieser Kolumne möglichst neutral verhalten.
Ein wichtiges und mir am Herzen liegendes Thema betrifft die Singvögel in unseren Gärten. Ich hatte bereits vor Jahren auf diesen Seiten Katzenhalter gebeten, ihre Freigänger im Frühling nicht frei rauszulassen, um den jungen Singvögeln eine faire Chance zu geben, fliegen zu lernen. Inzwischen weiß ich, dass eine noch größere Gefahr für die Vögel von den Waschbären ausgeht.
Haben Sie mal in den letzten Tagen bei Sonnenaufgang und geöffnetem Fenster auf das Zwitschern der Vögel geachtet? Richtig, nur noch vereinzelt hört man Vogelgezwitscher am Morgen und tagsüber fast gar nicht mehr. Jetzt ist Herbst, aber auch im Frühjahr und Sommer ist es selten geworden. Nichts gegen das laute Konzert, welchem man vor wenigen Jahren besonders bei Sonnenaufgang lauschen konnte.
Waschbären können im Gegensatz zu den meisten Katzen Bäume erklettern, dort verbringen sie viel Zeit. Und mit Ihren Pfoten können Sie nicht nur Dachziegel anheben. Es ist den Waschbären ein Leichtes, Vogelnester auszurauben. Ich befürchte, die vielen Waschbären in Neuenhagen haben großen Schaden auch in der Singvogelpopulation angerichtet.
Nun gibt es ja einige Zeitgenossen, die die Tiere niedlich finden und in einigen ganz „wilden“ Fällen sogar als Haustiere trainieren. Die große Mehrheit weiß jedoch inzwischen von der Schädlichkeit. Wir müssen unbedingt mehr tun, um die weitere Ausbreitung wenigstens einzudämmen. In einigen Ecken von Neuenhagen laufen bereits nachts Waschbärenrotten offen durch die Straßen!
Bei einer Zusammenkunft mit den ehrenamtlichen Neuenhagener Stadtjägern haben wir auch das Thema Waschbären und weitere Unterstützung wie die bessere Ausstattung mit Lebendfallen besprochen. Ein Anruf beim Stadtjäger genügt und die hilfsbereiten Jäger helfen und beraten Sie gern, wenn es Hinweise auf Waschbären in Ihrem Garten gibt. Die beste Zeit ist jetzt im Herbst und Winter, wo auch die natürlichen Nahrungsvorkommen weniger werden. Im Frühjahr sind die Tiere trächtig und dürfen nur eingeschränkt bejagt werden. Und dann sind auch wieder die Singvögel in Gefahr. Seit 1944, dem Ausbruch aus einer Pelzfarm in den Kriegswirren in Altlandsberg sind wenige Landstriche so betroffen wie der Unsrige. Es gibt keine offiziellen Zahlen. Wenn wir jedes Jahr mehr als hundert Waschbären entnehmen und diese Zahl keine Verminderung bewirkt, dürfte die Population allein in Neuenhagen also mehrere Hundert Tiere groß sein. Jeder Waschbär kann die meisten Bäume erklettern und hat freien Zugriff auf viele Vogelnester und keine natürlichen Feinde.
Bitte helfen Sie also mit. Es wäre doch schön, wenn Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschaar im nächsten Frühjahr und in Zukunft eine Chance bekommen.
Ihr Bürgermeister