Liebe Neuenhagener,

beim Spazieren durch unseren gerade im Frühling besonders schönen Heimatort hören wir neuerdings junge Menschen und viele Kinder, die ukrainisch oder russisch sprechen. Mehr als 200 Ukrainer, vor allem Frauen und Kinder, haben in den letzten Monaten Zuflucht in Neuenhagen gefunden. Ob beim Einkaufen, vor der Eisdiele oder im Park, die ukrainischen Familien sind inzwischen Teil unserer Gemeinde geworden. Dass dies in so kurzer Zeit fast selbstverständlich geworden ist, das ist beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Ein Großteil der ukrainischen Bürger sind privat von Neuenhagener Familien aufgenommen worden. Unzählige Ehrenamtliche Unterstützer haben in Neuenhagen in wenigen Wochen ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, um auf allen Ebenen zu unterstützen. Innerhalb kürzester Zeit etablierte sich durch großes bürgerschaftliches Engagement eine Anlaufstelle für unsere ukrainischen Gäste in der sie Hilfe und Unterstützung fanden. Viele Neuenhagener Vereine und Organisationen haben mitgemacht, Familien aufgenommen, Feste organisiert, ihre Vereine kostenlos geöffnet und vieles mehr.

Das Beispiel der vorbildlichen Hilfe in Neuenhagen und der effizienten Zusammenarbeit mit dem Landkreis wurde mehrmals ausdrücklich vom Landrat gelobt. Die Gemeinde hat sich von Anfang an die Spitze der Bemühungen gesetzt und die Koordination übernommen indem schnell Räumlichkeiten für die Sachspenden, Haushaltsmittel für Soforthilfe, Informationsveranstaltungen und eine Informationsplattform auf der Homepage der Gemeinde eingerichtet wurden. Auch ein Auszahlungstag für Geldmittel im Bürgerhaus wurde bereits organisiert, um die sonst notwendigen Fahrten zum Landratsamt nach Diedersdorf zu ersparen.

Ganz besonders hervorheben möchte ich, dass Neuenhagen in der Villa noch vor Ostern eine Kita-Betreuung mit Unterstützung ukrainischer Erzieherinnen ermöglicht hat. Für die ca. 30 Kinder im Grundschulalter hatten wir bereits alles vorbereitet, um mit einer Willkommensklasse erste Deutschkenntnisse zu vermitteln und die Integration in Regelklassen im nächsten Schuljahr vorzubereiten. Was in Berlin und Bayern möglich ist, scheiterte in Brandenburg jedoch am Veto des staatlichen Schulamtes. Das Amt besteht auf einer Beschulung in den deutschen Regelklassen in deutscher Sprache nach deutschem Lehrplan. Dies halte ich für wenig hilfreich, solange den ukrainischen Kindern nicht ausreichend Deutschkenntnisse vermittelt werden. Inzwischen sind aber die Schulkinder in den bereits sehr vollen Regelklassen aufgenommen worden. Auch für die Erwachsenen gibt es inzwischen fünf Sprachkurse, die mit ehrenamtlichen Deutschlehrern erste Deutschkenntnisse vermitteln.

In Zukunft werden wir uns weiter dem Thema Integration widmen. Hier bin ich sehr zuversichtlich, dass sich die ukrainischen Familien gut bei uns integrieren werden. Die größte Herausforderung wird darin bestehen, Wohnungen anzubieten, die in Neuenhagen und Umgebung bekanntlich knapp sind.

Für die großzügige Unterstützung und vorbildliche Hilfsbereitschaft in den vergangenen Monaten möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Neuenhagenern herzlich bedanken. Neuenhagen und die Neuenhagener haben sich in diesen Frühlingstagen gerade hier von ihrer besten Seite gezeigt. 

Ihr Bürgermeister

Ansgar Scharnke