Liebe Neuenhagener,
nun ist es so gekommen, wie es seit Jahren abzusehen war und niemand kann sagen, er habe es nicht kommen sehen. Dutzende Sechstklässler haben weder Ihren Erst- noch Zweitwunsch für eine weiterführende Schule bekommen. Sie wurden stattdessen auf entfernte Schulen nach Rüdersdorf oder sogar außerhalb des Landkreises nach Schöneiche und bis nach Erkner verwiesen. Die Eltern proben nun den Aufstand und das zurecht. 2019, vor sechs Jahren, wurde das neue Gymnasium Strausberg II vom Kreistag beschlossen und nichts ist bisher in der Wriezener Straße dort von Bautätigkeiten zu sehen. Sechs Jahre!
Die Verantwortung liegt bei vielen Entscheidungsträgern: Beim Landkreis, der seiner Pflichtaufgabe, Schulplätze ab der 7.Klasse bereitzustellen, nicht nachkommt. Beim Kreistag für vergangene falsche Standortentscheidungen, Stichwort Altlandsberg und Strausberg statt Hoppegarten. Bei Bürgermeistern, Kreis- und Landkreisverwaltungen und Gemeindevertretern, die über ihren Streitigkeiten die dringenden Schulbauprojekte aus den Augen verlieren. Grundsätzlich ist es so, dass das staatliche Schulamt in Frankfurt (Oder) nur dorthin Plätze vergeben kann, wo es auch freie Plätze gibt. Die ergeben sich aus der Kapazität der jeweiligen Schule, die der Schulträger – also in diesem Fall der Landkreis Märkisch-Oderland – festlegt.
Doch das anzuprangern hilft den nun betroffenen Kindern und Eltern von Hoppegarten über Neuenhagen, Fredersdorf-Vogelsdorf und Strausberg wenig. Sie stehen kurz vor Ferienbeginn da und wollen sich nicht damit abfinden, wissen aber auch nicht, wo ihre Kinder ab September beschult werden. Landrat Gernot Schmidt macht nun den Vorschlag, zwei zusätzliche siebte Klassen einzurichten: eine am Einstein-Gymnasium in Neuenhagen und eine weitere am Heinitz-Gymnasium in Rüdersdorf. Der Vorschlag ist richtig, wenn auch spät. Das alles hätte man mit dem Schulamt besprechen müssen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Das Neuenhagener Gymnasium in der Dahlwitzer Straße platzt bereits seit Jahren aus den Nähten und jede zusätzliche Klasse verschärft die Raumnot für alle Schüler dort. In der Not habe ich dem Landrat als Schulträger und demSchulamt in Frankfurt sechs freie Klassenräume in unserer noch nicht ausgelasteten neuen Grundschule am Gruscheweg angeboten. Das Schulamt muss nur die Lehrer stellen. Denkbar wäre, eine Außenstelle am Gruscheweg einzurichten. Ältere Generationen werden sich erinnern, dass die Goethe-Schule früher auch ein Haus 2 im Gebäude der Arche unterhielt.
Wenn Sie diese Zeilen im Neuenhagener Echo lesen, ist hoffentlich eine Lösung für dieses Jahr gefunden. Dann dürfen wir uns aber nicht zurücklehnen und darauf vertrauen, dass sich nächstes Jahr wieder eine Notlösung finden wird. Die besonders schülerstarken Jahrgänge kommen erst noch. Jetzt ist die Zeit für eine neue Initiative, die Planungen zu straffen und endlich ins „Handeln“ zu kommen. Der Landkreis muss in Hoppegarten sofort mit der Planung und dem Bau aus einer Hand beginnen. Der Bebauungsplan dort ist auf einem guten Weg. Um nicht unnötig Ressourcen zu binden, sollten die Aufstockungen der Fredersdorfer Oberschule und der Lise-Meitner-Schule in Strausberg gestrichen werden. Das Gymnasium in Strausberg muss endlich in die Bauphase kommen. Worauf warten wir?
Ihr Bürgermeister
Ansgar Scharnke