Kitaschließzeiten, wenn Erzieher fehlen

//

Ansgar Scharnke

Kitaschließzeiten, wenn Erzieher fehlen

Liebe Neuenhagener,

viel lieber würde ich an dieser Stelle von fertiggestellten Baumaßnahmen, gelungenen Veranstaltungen und runden Jubiläen berichten. Doch meine Verantwortung für eine gute Entwicklung unserer Gemeinde erfordert, dass ich diesmal über eine unpopuläre Maßnahme informiere und dabei für ihr Verständnis werben möchte. Es geht um die Betreuung unserer kleinsten Neuenhagener. Gegenwärtig werden in der Gemeinde über 1.600 Kinder in den acht kommunalen Kindertagesstätten täglich von 6 bis 18 Uhr betreut. Bisher auch durchgängig in den Ferienzeiten ohne besondere Schließzeiten. Zum ersten Mal überhaupt sahen wir uns Ende vergangenen Jahres im Dezember gezwungen, mangels Personal, für eine komplette Woche alle kommunalen Kitas zu schließen.

Neuenhagen hat den Anspruch, eine besonders kinder- und familienfreundliche Gemeinde zu sein und unsere Kindertagesstätten haben einen guten Ruf. Dem versuchen rund 180 Erzieherinnen und Erzieher sowie der zuständige Fachbereich im Rathaus täglich neu gerecht zu werden. Gebäude werden fortlaufend saniert und ausgestattet und der Personalschlüssel – soweit angesichts von Fachkräftemangel möglich – ausgeschöpft. Um die Qualität der Kindertagesbetreuung zu halten und letztlich auch die Betreuung abzusichern, beschäftigt die Gemeinde seit langem mehr Personal, als sie nach dem Kita-Gesetz des Landes Brandenburg müsste. Derzeit sind zehn Erzieher zusätzlich beschäftigt, ein enormer finanzieller Kraftakt, den die Gemeinde im Interesse der kleinsten unserer Gemeinde leistet.

Wir wollen die Qualität der Kinderbetreuung unbedingt auch weiterhin aufrechterhalten. Zentrale Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit und Anwesenheit einer ausreichenden Zahl von Erziehern. Diese Voraussetzung, die Verfügbarkeit von ausreichend Erziehern, ist aktuell auch in Neuenhagen nicht mehr gesichert. Gründe hierfür sind zum einen die Einführung von bis zu vier zusätzlichen freien Tagen für Erzieher ab 2023 aufgrund des letzten Tarifabschlusses sowie ein hoher Krankenstand. Letzterer führte im vergangenen Jahr dazu, dass im Durchschnitt rund 30 von 180 Erziehern an jedem einzelnen Werktag fehlten.

Während die 30 Urlaubstage einrichtungsweise planbar zu bewältigen und die vier zusätzlichen freien Tage bereits eine Herausforderung sind, trifft dies nicht auf Krankheit zu. Im vergangenen Jahr standen bereits mehrfach einzelne Kitas mangels Personal vor der unangekündigten Schließung. Vermeiden konnten wir dies nur unter allergrößter Kraftanstrengung, indem Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen abgezogen wurden. Dies führte aber auch bei den entsendenden Kitas zu Engpässen. Auch über Leiharbeit wurde bereits mehrmals versucht Engpässe zu überbrücken. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass dies kein gangbarer Weg ist.

Um solchen dramatischen Situationen entgegen zu wirken, ist es sinnvoll, die planbare Komponente Urlaub im Rahmen von geregelten zweiwöchigen Kita-Schließzeiten in den Sommerferien einzuführen. Ja, Eltern werden dadurch in der Freiheit ihrer Urlaubsplanung eingeschränkt. Um diese Neuregelung berechenbar zu gestalten, wollen wir auch erst mit dem Sommer 2024 mit den geregelten Schließzeiten beginnen. Schließlich werden auch nicht alle acht Kitas gleichzeitig geschlossen, sondern es erfolgt eine Staffelung. Während der Schließzeit einer Kita besteht so die Möglichkeit, notfalls Kinder für die zweiwöchige Schließzeit in einer anderen Kita betreuen zu lassen.

Letztlich kommen Schließzeiten den Kindern zugute, weil durch den abgegoltenen Urlaub der Erzieher die Personalausstattung über das Jahr nicht weiter gemindert wird und auch die Kinder dadurch neue Energien tanken können und genauso wie die Erzieher wieder mit neuem Elan in das neue Kita-Jahr starten.

Die Alternative ist die Gefahr, von unangekündigten Schließungen von Einrichtungen auf unbestimmte Zeit. Man muss nur die Zeitung aufschlagen, in der gerade in diesen Tagen von solchen Schließungen von heute auf morgen in Strausberg berichtet wird.

Für viele Eltern in benachbarten Kommunen – allen voran in Berlin – sind Kita-Schließzeiten dagegen eine Selbstverständlichkeit. Ich bin überzeugt, dass sich auch die Neuenhagener Eltern mit etwas gutem Willen und vorausschauender Urlaubsplanung daran gewöhnen werden. Denn wir wollen die Schließzeiten schlicht und ergreifend einführen, um die Qualität der Betreuung unserer Kinder hoch zu halten. Und wir haben einen Ruf zu verlieren.

Ihr Bürgermeister

Ansgar Scharnke

Home - Impressum - Datenschutz