Kooperatives Bauen

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Ansgar Scharnke

Kooperatives Bauen

Liebe Neuenhagener,

weniger als anderthalb Jahre ist es her, dass wir mit den Kindern den Grundstein für ihre neue Schule am Gruscheweg gelegt haben. Das war der 15. Dezember 2022 und ich kann mich noch gut an den strahlenden Sonnenschein bei eisigen minus 8 Grad Celsius erinnern, als wir die Schatulle in der Bodenplatte versenkten. Aber auch daran, wie laut mich Kritiker damals noch zum Schulneubau kritisierten. Insbesondere die Fraktionen der SPD und Die Linke kritisierten, dass ich das vorangegangene Architektenverfahren mit Einzelvergabe aller einzelnen Gewerke wegen deutlicher Kostenüberschreitung abgebrochen hatte und hätten lieber am Architekten festgehalten.

Weitergemacht haben wir mittels einer Gesamtvergabe mit Planung und Bau aus einer Hand zum Festpreis an eine einzelne Baufirma. Der gleiche Architekt, den wir ursprünglich für das Verfahren der Einzelvergabe gebunden hatten, baute übrigens parallel bereits die Oberschule Altlandsberg in Einzelvergabe. Die dortige Kostensteigerung, ein knapp zweistelliger Millionenbetrag, die am Ende der Landkreis finanziert, wäre für Neuenhagen nicht zu tragen gewesen.

Nun, nicht einmal anderthalb Jahre später sieht es nicht nur so aus, als würde das größte Bauvorhaben der Gemeinde nicht nur pünktlich, sondern dazu auch noch im Kostenrahmen bleiben. Trotz Kriegsausbruch in der Ukraine und aller Sorgen auf der Welt.

Mitte April sind bereits die ersten Klassenräume komplett fertig und die Außenanlagen werden ansehnlich hergerichtet. Der Hort ist bis auf die Linoleumfußböden ebenfalls weitgehend fertig. Die Sporthalle liegt noch etwas im Zeitplan zurück, aber der Maler ist planmäßig bereits im Gebäude. Wer dieser Tage vor Ort ist, sieht in diesem Teil der Gemeinde eine beeindruckende Aktivität vieler verschiedener Bauarbeiter und schwerer Technik auf mehreren Baustellen gleichzeitig. Nicht nur der Schulcampus wird gebaut. Der Gruscheweg vor der Schule wird parallel erneuert und auch Edeka und Aldi haben ihre Bauvorhaben begonnen.

Drücken wir die Daumen, dass nicht noch etwas Unvorhergesehenes passiert, damit der Einschulung und dem Umzug der bereits sieben Schulklassen Anfang September nichts mehr im Wege steht.

Große Bauvorhaben in Einzelvergaben durchzuführen ist für eine Gemeinde wie Neuenhagen mit großen Risiken verbunden. Wenn ein Gewerk Probleme bereitet und zu Verzögerungen führt, kommt der Zeitplan aus dem Ruder und die nachfolgenden Gewerke können nicht wie vertraglich vorgesehen beginnen. So ist es auf der Baustelle der Sporthalle Bollensdorf passiert. Wenn sie dann endlich dran sind, sind die Handwerker schon längst auf einer anderen Baustelle und nicht mehr zum sofortigen Tätigwerden verpflichtet. Letztendlich kommt es zu immer mehr Verzögerungen und einen großen Koordinierungsaufwand für unsere Vergabestelle und die Fachgruppe Hochbau.

Nach diesen Lehren aus den Bauvorhaben Sporthalle Bollensdorf und Schulcampus Gruscheweg liegt für mich auf der Hand, dass wir als Gemeinde bei Bauvorhaben ab einer gewissen Größe nur noch mit Gesamtvergabe an eine einzelne Baufirma bauen sollten. Diese Firma trägt das Risiko von Verzögerungen einzelner Gewerke und muss den Koordinierungsaufwand leisten. Bei einem vertraglich festgelegten Bauzeitenplan und Festpreis hat die Baufirma einen großen Anreiz, pünktlich fertig zu werden. Im Gegenzug sind wir als Gemeinde gehalten, kooperativ und ohne Umplanungen während der Bauzeit das Bauvorhaben zu unterstützen. Diese Form des kooperativen Bauens hätte man auch beim BER wählen sollen, dann wären für den Steuerzahler viele Probleme und Kosten nicht aufgetreten.

Wenn wir nun demnächst überlegen, wie wir schnell bei unserem Projekt Bahnhofsneubau weiterkommen, sollten wir überlegen, am Bahnhof ebenso zu verfahren wie bei beim Schulcampus.

Ihr zuversichtlicher Bürgermeister

Ansgar Scharnke

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