Sollen wir Schottergärten verbieten?

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Ansgar Scharnke

Sollen wir Schottergärten verbieten?

Liebe Neuenhagener,

nach einem langen Winter ist nun endlich der Frühling eingekehrt. Am ersten Tag des Wonnemonats starten wir mit dem Maifest an der Arche in einen gut gefüllten Veranstaltungskalender. Bereits am darauffolgenden Wochenende veranstalten der Internationale Bund und die Gemeinde am Samstag, den 6. Mai wieder die beliebte „Grüne Messe“ auf dem IB-Gelände in der Ziegelstraße. Viele weitere Termine und Veranstaltungen können Sie unserem wieder aufgelegten Kulturkalender entnehmen, der an vielen Stellen im Ort für Sie bereit liegt.

Bei einem Besuch auf der Grünen Messe können Sie sich wieder viele Anregungen und Ideen für die Gartengestaltung im Frühjahr holen. Nicht ohne Grund sind wir stolz darauf, den Beinamen Gartenstadt zu führen. Blühende Gärten im Frühling, die nicht von hohen Mauern und Hecken abgeschirmt sind, erfreuen das Auge bei einem Spaziergang durch die Straßen unserer Gemeinde.

Weniger erfreulich für das Auge sind Schottergärten, womöglich solche, bei denen unter der Schotterdecke noch Folie liegt, damit sich auch ja kein Lebensraum für Unkraut und Kleintiere findet. Schottergärten sind nicht nur unschön für’s Auge, sie passen aus meiner Sicht auch nicht zu einer grünen Gemeinde.

Womit wir auch bei der Neuenhagener Ortspolitik angekommen wären. Sollten wir Schottergärten in Neuenhagen verbieten und Bürger zum Rückbau und zur Begrünung verpflichten? Diese Frage beschäftigt die Neuenhagener Gemeindevertreter seit einiger Zeit. In den Diskussionen hat sich gezeigt, wie schwierig es ist, hier klare Regeln und Definitionen zu finden und sich auf ein gesundes Augenmaß zu einigen.

So unschön und verantwortungslos man Schottergärten auch finden mag, ich denke, die Politik sollte sich an dieser Stelle zurückhalten. Wir müssen uns überlegen, wie wir es grundsätzlich mit unserer Freiheit und Eigenverantwortung im Verhältnis zwischen Staat und Bürgern halten wollen. In der Pandemie haben wir erlebt, wie die staatliche Ebene in nie dagewesener Art und Weise in unser tägliches Leben eingegriffen hat. Viele Maßnahmen waren von Fürsorge und Ausgleichsmaßnahmen geprägt, doch so manches Hilfsprogramm wäre vielleicht nicht nötig gewesen, wenn sich die Eingriffe in Grenzen gehalten hätten.

Immer mehr wird der Staat von den Bürgern als allgegenwärtig wahrgenommen. Der Staat regelt zunehmend das Leben seiner Bürger bis ins Detail. Er schreibt ihnen vor, aus welchen Bechern sie trinken und wie sie ihre Häuser heizen. Staatliche Kampagnen und Werbeverbote geben Ratschläge zur zuckerarmen Ernährung und warnen vor ungesunder Lebensweise. Das ist alles schön und gut, aber wenn wir mündige Bürger wollen, die das Leben mitgestalten und Verantwortung übernehmen, dann muss der Staat sich möglichst raushalten. Er muss das Notwendige regeln, aber darf nicht dazu übergehen, die Menschen zu erziehen. Das ist Aufgabe der Eltern und unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. In diesem Sinne schlage ich vor, dass wir unsere Gärten so schön gestalten, dass auch dem letzten Schottergartenbesitzer klar wird, dass ein lebendiger Garten viel schöner ist.

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