Liebe Neuenhagener,
die langen, dunklen Winterabende rund um den Jahreswechsel sind eine gute Zeit zum Resümieren, aber auch zum Träumen. Ich denke an solchen Abenden eher selten an die Politik der Neuenhagener Gemeindevertretung. Doch es gibt eine gute Entwicklung, die sich über die vergangenen beiden Jahren abzeichnete und über die es sich nachzudenken lohnt.
Sie wissen, die Gemeindevertretung ist das wichtigste Gremium unserer Gemeinde und besteht aus 28 gewählten Gemeindevertretern und dem Bürgermeister. Und es ist kein Geheimnis: In den ersten beiden Jahren seit der Kommunalwahl im Mai 2019 war die Neuenhagener Gemeindepolitik noch gespaltener und polarisierter als kurz nach der letzten Bürgermeisterwahl. Zwei scheinbar unversöhnliche Lager standen sich gegenüber. Die vier großen Parteien auf der einen Seite, die Parteilosen und die übrigen kleineren Fraktionen auf der anderen. Jede Sitzung dauerte unabhängig von der Länge der Tagesordnung meist vier Stunden. Regelmäßig wurden die Abstimmungsergebnisse der beratenden Ausschüsse bei knappen Mehrheiten schlussendlich in der Gemeindevertretung ignoriert. Für viele meiner Vorschläge, ob zum Gruscheweg, zur Schulentwicklung oder zur Steuerung der Bebauung im Innenbereich kamen keine Mehrheiten zustande. Vielleicht, weil ich eben als parteiloser Bürgermeister scheinbar auf der falschen Seite stand. Sicherlich aber auch, weil man im demokratischen Diskurs am Ende immer für Mehrheiten werben muss. Hier habe ich im Laufe der vergangenen Jahre sicherlich dazu gelernt und ich glaube, Gleiches gilt auch für die Gemeindevertretung. Die schwierigen Herausforderungen der Krisen der vergangenen Jahre schließlich, haben uns allen Demut gelehrt.
Doch, und jetzt kommt die positive Wendung: Es ist uns in der Gemeindevertretung im Verlauf der vergangenen beiden Jahre gelungen, Stück für Stück weg von Streit, Polemik und Polarisierung zu kommen. Langsam, aber sicher haben alle Akteure die Sachthemen wieder in den Blick genommen. Jede Seite lernte wieder, sich ein Stück weit zurückzunehmen. Dies gilt für alle: Den Bürgermeister, die Verwaltung und die Fraktionen. Mit Freude kann ich auch berichten, dass in diesem Jahr einige wichtige Entscheidungen mit großen tragenden Mehrheiten zustande kamen. Bestes Beispiel: Wir beginnen das neue Jahr mit einem einstimmig beschlossenen Doppelhaushalt für 2023/2024, der unsere Handlungsfähigkeit absichert. Damit ist Neuenhagen gut gerüstet für die Herausforderungen der nächsten Jahre. Für diese gute Entwicklung zum Wohle unserer Bürger möchte ich mich bei den Gemeindevertretern herzlich bedanken. Allen voran Frau Dr. Ilka Goetz, der Vorsitzenden der Gemeindevertretung, die meine Wahrnehmung über die gute Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretern auf der letzten Einwohnerversammlung teilte. Ich bin der Meinung, dass wir in einer Gemeinde der Größe Neuenhagens weder große ideologische noch parteipolitische Diskussionen in der Ortspolitik austragen müssen. Hier bei uns geht es immer um konkrete Probleme, wie Schulneubau, Verkehr oder Laubentsorgung, die es sachlich und vernünftig zu lösen gilt. Große politische Talente können sich gern im Bundes- oder Landtag austoben, in Neuenhagen sind sie eher hinderlich. Menschen, die mitdenken wollen und dabei helfen, die beste Lösung oder auch den besten Kompromiss zu finden, die braucht Neuenhagen. In diesem Sinne wünsche ich uns allen gute Gedanken an langen Winterabenden verbunden mit den besten Wünschen für ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2023!