Liebe Neuenhagener,
in den vergangenen Monaten gab es häufig Kritik zum Verhältnis zwischen Verwaltung und Gemeindevertretung. Dass dies nicht daran ist, zeigt die Ausschussrunde im Juni, als im Bauausschuss und im Finanzausschuss ein Entwurf zur Änderung unserer Baumschutzsatzung auf der Tagesordnung stand. Die Verwaltung, ich und andere, denen das Grün in unserer grünen Gartengemeinde besonders am Herzen liegt, hatten überlegt, ob wir weitere Baumarten unter Schutz stellen sollen. Dies wurde von verschiedenen Seiten in der Gemeindevertretung konstruktiv hinterfragt.
Unterschiedliche Argumente gegen eine Verschärfung wurden sachlich und ohne große Polemik vorgetragen. Ich und einige der jüngeren Gemeindevertreter lernten einiges über die Historie unserer Neuenhagener Baumschutzsatzung, unter anderem, dass sie ein damals mühsam ausgehandelter Kompromiss war. Ja, Neuenhagen hat keine besonders strenge Baumschutzsatzung. Es gibt viele Ausnahmen und eine begrenzte Liste an geschützten Bäumen.
Die Eigentümer eines Grundstückes, die vielleicht in jungen Jahren ein Haus bauen und dann einen Apfelbaum pflanzen, tun dies auf ihrem Eigentum und mit Ihrem eigenen Geld. Sie pflegen und gießen den Baum, vielleicht über viele Jahrzehnte. Werden die Bäume dann älter und vor allem größer, kann das Grundstück verschattet werden. Es kann sein, dass der Apfelbaum nicht mehr trägt oder die Walnuss von Schädlingen befallen ist. Dann möchte man diesen Baum auch fällen können. Anderenfalls werden viele Eigentümer es sich vielleicht dreimal überlegen, ob sie einen großen Baum pflanzen werden. Dies ist für mich nachvollziehbar.
Zur Sprache kam auch, wie wir mit den geschützten Waldkiefern umgehen. In einigen Teilen in Neuenhagen, so im Dichterviertel oder im Spreti-Park waren Waldkiefern einmal vorherrschend. Bautätigkeit der vergangenen Jahrzehnte und Verluste durch Stürme haben ihren Bestand dezimiert. Eine einzelne Kiefer tut sich schwer, die Windlast zu tragen. Hier müssen wir uns überlegen, wie wir eine Verjüngung des Baumbestands erreichen können.
Dennoch – und dies ist erstaunlich – waren sich die Gemeindevertreter aus allen Fraktionen einig, dass wir den Baumbestand in unserer Gemeinde fördern wollen. Gerade jetzt, wo wir schon im Juni bei Temperaturen weit über 30 Grad schwitzen, ist jeder große Baum ein Segen. Er spendet Schatten und verhindert, dass sich die Erde darunter an heißen Tagen aufheizt.
Wir werden uns daher statt einer Änderung der Baumschutzsatzung überlegen, wie wir die Anpflanzung großkroniger Bäume auf privaten Grundstücken fördern können. Für unsere mehr als 9.000 Straßenbäume würden wir gern Baumpatenschaften vergeben, damit Anwohner sich an besonders heißen Tagen darum kümmern, dass die Jungbäume etwas Wasser bekommen. Uns allen sollte daran gelegen sein, dass Neuenhagen eine Gemeinde mit viel Grün und großen Bäumen bleibt. Dafür müssen und wollen wir etwas tun. Am Ende dieser fruchtbaren und vor allem sachlichen Diskussion habe ich mich überzeugen lassen, dass es eher kontraproduktiv wäre, unsere Baumschutzsatzung zu verschärfen. Damit ist dieses Thema vorerst vom Tisch.